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Die kältesten Orte Schwedens: Leben am Rand der Extreme

 Die kältesten Orte Schwedens: Leben am Rand der Extreme

Schweden, das skandinavische Land mit seinen dichten Wäldern, funkelnden Seen und einer Geschichte voller Mythen und Legenden, hat auch eine andere Seite: Es ist Heimat einiger der kältesten Orte Europas. Während viele Menschen bei Schweden an Stockholm oder die idyllischen Schären denken, bieten die nördlichsten Regionen des Landes eine vollkommen andere Welt. Doch wie lebt es sich in solchen Gebieten? Ist ein normales Leben dort überhaupt möglich? Und was kostet ein Apfel in der Kälte der Arktis?

Die kältesten Orte Schwedens

In Nordschweden, genauer gesagt in Lappland, befinden sich einige der kältesten dauerhaft bewohnten Orte des Landes. Orte wie Jokkmokk, Arjeplog oder Kiruna sind bekannt für ihre extremen Winter, in denen die Temperaturen oft unter -30 °C fallen. Der Rekord wurde jedoch in Vuoggatjålme gemessen, einem kleinen Dorf, das -52,6 °C erlebte – die kälteste jemals gemessene Temperatur in Schweden.

Diese Temperaturen sind nicht nur eine Herausforderung für den menschlichen Körper, sondern auch für Infrastruktur und Alltag. Doch erstaunlicherweise wohnen hier Menschen – und das nicht nur in kleinen Gruppen. Die Einwohner dieser Regionen haben sich an die extreme Kälte angepasst und leben ein Leben, das auf den ersten Blick unvorstellbar erscheint.

Wohnen in der Kälte: Geht das?

Die Antwort lautet: Ja, aber es erfordert Kreativität und Anpassungsfähigkeit. Die meisten Häuser in den nördlichsten Regionen Schwedens sind speziell isoliert, um die beißende Kälte draußen zu halten. Doppelverglasung, dicke Wände und modernste Heizsysteme sind Standard. Gleichzeitig nutzen die Bewohner traditionelle Methoden wie Holzöfen, um ihre Häuser warm zu halten. Strom ist eine weitere Schlüsselressource, die in Schweden hauptsächlich aus erneuerbaren Quellen wie Wasserkraft stammt. In Lappland ist die Versorgung mit Elektrizität gut ausgebaut, was den Menschen das Leben erleichtert.

Ein großes Problem ist jedoch die Dunkelheit. Im Winter verschwindet die Sonne für Wochen oder gar Monate hinter dem Horizont. Diese sogenannte Polarnacht kann auf die Psyche schlagen. Dennoch gibt es Tricks: Viele nutzen Tageslichtlampen, um den Hormonhaushalt zu regulieren, oder versuchen, so viel Zeit wie möglich im Freien zu verbringen, wenn es hell ist.

Versorgung in extremen Regionen

Ein großer logistischer Aufwand ist notwendig, um die Menschen in diesen kalten, abgelegenen Orten zu versorgen. Die meisten Lebensmittel und anderen Güter des täglichen Bedarfs werden per LKW geliefert, oft über verschneite und vereiste Straßen. In besonders abgelegenen Gebieten, wo Straßen schwer passierbar sind, kommen Schneemobile oder Flugzeuge zum Einsatz. Die Verpflegung erreicht diese Orte in der Regel einmal pro Woche. Besonders im Winter, wenn die Bedingungen extrem sind, sind die Lieferungen stark vom Wetter abhängig.

Wer bezahlt die Kosten? Zum Teil werden diese durch den Staat subventioniert, insbesondere wenn es um die Versorgung öffentlicher Einrichtungen wie Krankenhäuser oder Schulen geht. Private Haushalte müssen jedoch oft einen hohen Preis für Waren des täglichen Bedarfs zahlen. Obst und Gemüse, das aus Südschweden oder gar aus dem Ausland importiert werden muss, ist in Lappland besonders teuer. Ein Apfel kann hier bis zu drei Euro kosten, und ein einfacher Salatkopf wird schnell zu einem Luxusgut.

Kurioses und Wissenswertes

Die kältesten Orte Schwedens bieten nicht nur extreme Bedingungen, sondern auch einige skurrile und faszinierende Eigenheiten:

  1. Eis-Hotels und Tourismus: In Jukkasjärvi, unweit von Kiruna, befindet sich das berühmte Eishotel, das jedes Jahr neu aus Eis und Schnee gebaut wird. Es zieht Besucher aus der ganzen Welt an und ist ein Symbol für die Kreativität und Widerstandsfähigkeit der Menschen in dieser Region.

  2. Aurora Borealis: Die Polarlichter sind ein spektakuläres Naturphänomen, das in den nördlichen Regionen Schwedens fast jede Nacht zu sehen ist. Sie ziehen nicht nur Touristen an, sondern inspirieren auch die lokale Kultur und Kunst.

  3. Rentiere: Rentierzucht ist ein zentraler Bestandteil des Lebens der indigenen Sami-Bevölkerung, die seit Jahrhunderten in diesen Regionen lebt. Rentiere liefern Fleisch, Milch und Felle und sind ein wichtiger Wirtschaftszweig.

  4. Eingefrorene Autos: Es ist keine Seltenheit, dass Autos über Nacht einfrieren. Viele Fahrzeuge sind mit Motorwärmern ausgestattet, die an spezielle Steckdosen angeschlossen werden, um den Motor vor dem Start aufzuwärmen.

  5. Extrem-Sportarten: Skilanglauf, Eisklettern und sogar Winter-Survival-Trainings sind beliebte Aktivitäten, die nicht nur die Einheimischen, sondern auch Abenteuerlustige aus der ganzen Welt anziehen.

Wie weit ist Schweden vom Nordpol entfernt?

Die nördlichsten Orte Schwedens liegen etwa 1.700 Kilometer vom Nordpol entfernt. Obwohl dies eine erhebliche Distanz ist, teilen sie viele klimatische Eigenschaften mit der Arktis. Das bedeutet lange, dunkle Winter und kurze, intensive Sommer, in denen die Sonne 24 Stunden am Tag scheint.

Leben in der Kälte

Ein normales Leben in den kältesten Regionen Schwedens ist möglich, aber es ist keineswegs einfach. Es erfordert eine Mischung aus moderner Technologie, traditionellem Wissen und einem tiefen Verständnis für die Natur. Die Menschen hier sind bemerkenswert anpassungsfähig und haben gelernt, die Herausforderungen der Kälte zu meistern. Gleichzeitig sind diese Regionen ein faszinierender Teil der Welt, der uns daran erinnert, wie widerstandsfähig der menschliche Geist sein kann.

Für jene, die die Kälte suchen oder einfach nur neugierig sind, bieten die kältesten Orte Schwedens eine einzigartige Mischung aus Natur, Kultur und Abenteuer. Sie zeigen, dass selbst in den extremsten Bedingungen des Lebens ein Funken Wärme und Menschlichkeit aufrechterhalten werden kann.

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